Eine kleine Exkursion in die Welt der Tinten

Geposted von Kirsten Schmeißer am

Eine kleine Exkursion in die Welt der Tinten

Das Angebot an Tinten und Tuschen ist groß. Ebenso die verschiedenen Bezeichnungen. Es gibt Tinte, Schreibtinte, Zeichentusche, wasserlösliche Tinte, Tinte auf Wasserbasis, Tinte für Füller, Acryltusche, Schellacktusche, Chinatusche, Antiktusche, Eisengallustinte, Indien Ink, Wallnusstinte, parfümierte Tinte, lichtechte Tinte, Aquarelltinte, Ausziehtusche, Kalligraphie Gouache, Dokumententinte, Archivtinte, Reibetusche, Geheimtinte, phosphoreszierende Tinte, … Die Bezeichnungen sind vielfältig und den Herstellern sind in der Namensgebung keine Grenzen gesetzt. Daher gibt es oftmals zwei oder mehr Bezeichnungen für ein und dieselbe Tinte bzw. Tusche – je nach Hersteller. Daher möchte ich jetzt einmal eine Erklärung zu den verschiedenen Sorten geben.

Tinte und Schreibtinte

Ist generell dünnflüssig und enthält keine Pigmentanteile. Da die Farbpartikel vollständig aufgelöst sind, können die meisten Tinten nicht nur mit klassischen Kalligraphie- + Zeichenfedern sondern auch mit Füllfederhaltern verwendet werden. Es sei denn, der Hersteller macht dazu besondere Angaben! Die meisten Tinten sind nicht lichtbeständig und lassen sich wieder anlösen. Wir kennen es alle noch aus der Schule, wenn wir uns verschrieben hatten, griffen wir einfach zum Tintenkiller

Tuschen

Sind im Gegensatz zu Tinten wasserfest und meistens lichtbeständig. Sie eignen sich hervorragend für den Einsatz mit Kalligraphiefedern und Pinseln. Viele Tuschen sind auch für Spritzpistole/Airbrush oder Tuscheröhrchen/Isographen geeignet, jedoch nicht unbedingt für Füller. Bitte unbedingt die Angaben des Herstellers beachten!

Dokumententinte und Archivtinte

Sind sich sehr ähnlich in der Zusammensetzung und unterscheiden sich lediglich in der Farbe. Während man Dokumententinte in verschiedenen Farbvarianten bekommt, gibt es die Archivtinte nur in schwarz. Dokumententinte bzw. Archivtinte verwendet man zur Herstellung von Schriftstücken und Urkunden, die nicht korrigierbar sein sollen. Die Tintenfarbe ist lichtecht, d.h. sie verblasst auch nach vielen Jahren nicht oder nur minimal. Sie ist auch nicht wasserlöslich und resistent gegen Chemikalien. Eine Fälschung von Dokumenten die mit diesen Tinten geschrieben wurden, ist also unmöglich. Aus diesem Grunde arbeiteten früher Notare nur mit Dokumententinten.

Eisen-Gallus-Tusche

Die Eisengallustinte, wie sie meist genannt wird, wurde schon im Altertum angewandt. Sie wurde aus dem Saft von Galläpfeln hergestellt und hatte eine stark ätzende Wirkung auf den Malgrund und durfte lange Zeit keinesfalls mit Füllfederhaltern angewandt werden. Man nennt es auch Tintenfraß. Heute jedoch ist die Eisen-Gallus-Tinte – eigentlich müsste sie Tusche heißen, da sie wasserfest/dokumentenecht und lichtecht ist ! - in der Grundstruktur der Tinte sehr ähnlich, da die traditionellen Rezepturen optimiert und den heutigen Bedürfnissen angepasst wurden. Somit sind sie oftmals auch mit dem Füller verwendbar. Eine weitere Besonderheit ist, dass diese Tusche ihre volle Farbintensität erst nach dem Antrocknen entfaltet.

Schellacktusche, Ausziehtusche

Wird aus Schellack vs. Gummilack hergestellt und erhält in Verbindung mit den Farbpigmenten ihre Brillanz und Leuchtkraft. Sie darf nicht mit Füllern verwendet werden, da der Gummilack diesen verklebt. Diese Tusche ist mit destilliertem Wasser verdünnbar, nicht korrigierbar, wasserfest und blutet nicht aus, d.h. sie ergibt ein randscharfes Schriftbild.

Chinatusche auch Indien Ink

Eine tiefschwarze Zeichentusche, die lichtecht ist und meist über einen leichten permanenten Glanz verfügt. Enthält Anteile von Schellack. Daher nur mit Feder, Bambusrohr oder Pinsel nutzen.

Kalligraphie Gouache

Ist eine speziell für die Kalligraphie hergestellte Gouache, die mit Wasser oder anderen Tinten und Tuschen verdünnt werden kann/muss/sollte, damit sie leicht aus der Feder fließt. Bislang gibt es nur einen Hersteller: die Firma Schmincke Künstlerfarben.

Ob ihr nun also eine Tinte oder eine Tusche nutzt, hängt von dem gewünschten Ergebnis ab. Aber auch von dem Malgrund. Die Vielfalt an Papiersorten ist enorm. Es gibt glatte, seidige, raue, dicke und dünne Papiere, Strukturpapier, Kraftpapier, Aquarellpapier, Velin- und Vergé Papier, Büttenpapier, Papyrus, Transparentpapier, Bambuspapier, Strohfaserpapier, Papier mit Blattgold, Malkarton, … und viele weitere Malgründe.

Am Ende bleibt uns nur das Ausprobieren, um fest zu stellen, welche Farbe wofür geeignet ist und welches Produkt meinen Geschmack trifft.

Viel Spaß dabei!

Eure

Kirsten Schmeißer

feder-fuehrend.de


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